Klinikbesichtigungen, Hospitationen im Krankenhaus aber auch die Recherche und Analyse relevanter Literatur und aktueller Studien gehörten zu der Vielzahl der angewandten Forschungsmethoden. Die Expertise von Fachexpert:innen und einzelnen Nutzenden des Patientenzimmers wurde gezielt in Workshops abgefragt und dokumentiert.
Auf Grundlage der Erkenntnisse der Analyse wurde ein Entwurf für ein infektionssicheres Zweibettpatientenzimmer mit zwei Nasszellen entwickelt. Für die Wahl von geeigneten Materialien und Oberflächen wurden bereits in der Entwurfsphase Produkthersteller zu Rate gezogen
Die Ausführungsplanung fand in enger Zusammenarbeit mit den Verbund- und Industriepartnern statt. Dabei sind die Produkte bereits im Vorfeld optimiert und weiterentwickelt worden, um die besonderen Anforderungen an das infektionssichere Patientenzimmer zu erfüllen und dem Anspruch an eine innovative Ausstattung gerecht zu werden.
Die Optimierungsphase diente dazu, die Entscheidungen bei Farb- und Materialwahl, aber auch die Umsetzung baulicher Anschlüsse und Planungsdetails genauer überprüfen zu können. Es wurden mehrere Begehungen durch das Projektteam, die Forschungs- und Industriepartner durchgeführt und jede Planungsentscheidung gemeinsam evaluiert.
Neben Fachexperten wurden auch relevante Nutzergruppen aus dem klinischen Alltag eingeladen, das KARMIN-Patientenzimmer am Objekt
auf seine Tauglichkeit in Bezug auf die Nutzung und die Infektionsprävention zu beurteilen. Die Befragung dieser Personengruppen bildet die Grundlage für die Evaluation des neu entstandenen Zweibett-Patientenzimmers
Als Reaktion auf das vermehrte Auftreten von multiresistenten Erregern in Krankenhäusern wird in Fachkreisen seit Jahren die Diskussion geführt, ob zukünftig wesentlich mehr Einbettzimmer errichtet werden sollten oder alternativ Zweibettzimmer so ertüchtigt werden können, dass sie auch im Sinne der Infektionsprävention eine Alternative zur heutigen Situation darstellen.
Das Verbundforschungsprojekt KARMIN, das im Rahmen von „InfectControl 2020“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, hat diese Herausforderungen des Patientenzimmers im Krankenhaus aufgegriffen und untersuchte, wie eine neue Raumplanung die Übertragung von Erregern verringern kann. Auf Grundlage einer bauwissenschaftlichen Analyse und der partnerübergreifenden Bewertung und Entwicklung von interdisziplinaren Lösungsansätzen ist ein infektionssicherer, innovativer Entwurf für ein optimales infektionssicheres Patientenzimmer inklusive Nasszelle erarbeitet worden. Dabei wurden verschiedene Aspekte wie z. B. Baustruktur, Funktionswegebeziehungen, Abläufe, Detaillösungen, Materialität oder Oberflächen betrachtet und zu einem baulichen Musterkonzept zusammengeführt.
Gemeinsam mit Industriepartnern ist daraufhin ein Prototyp für ein neuartiges Patientenzimmer geplant und gebaut worden. Auf dem Berliner „World Health Summit“ im Oktober 2020 wurde das KARMIN Patientenzimmer einem internationalen Fachpublikum vorgestellt. Der Prototyp stand für vier Wochen auf dem Gelände der Charité in Berlin-Mitte zur Besichtigung offen. Ziel der Ausstellung war eine umfassende Befragung auf Eignung und Zweckmäßigkeit des entworfenen Patientenzimmers.
Der Demonstrator wird nun am Standort Salzdahlumer Straße des Städtischen Klinikums Braunschweig neu errrichtet und von den drei neuen Verbundpartnern als Forschungs- und Studienlabor genutzt
Wolfgang Sunder (Koordinator),
Dr.-Ing. Architekt
Oliver Zeise,
M. Sc. Architekt
Julia Moellmann,
M. Sc. Architektur und Städtebau